Teichfische – die besten Arten für den Gartenteich sowie problematische Arten
Autor: Dr. rer. nat. Bernd Teichmann | veröffentlicht 10.01.2011 | aktualisiert 09.03.2020
Fische im Gartenteich sind für viele Naturfreunde unverzichtbar. Goldfische, Koi, Störe, Moderlieschen, Graskarpfen und viele andere Arten schwimmen in unterschiedlichsten Gewässern. Darunter gibt es „ideale“ Teichfische aber auch problematische Fischarten – was dem Teichfreund aber häufig erst später bewusst wird. Hier finden Sie eine umgangreiche Übersicht empfehlenswerter Fischarten für Gartenteiche und für Teiche, die speziell für die Ansprüche bestimmter Fische angelegt wurden. Informationen zur Haltung, Ernährung, Verhalten und Besonderheiten ergängen die Übersicht.
Da die meisten Teichfische gezielt gefüttert werden, ist die Wasserbelastung in solchen Gewässern häufig hoch. Dann ist eine angepasste Filterung empfehlenswert. Sie stabilisiert die Wasserqualität und wirkt unerwünschtem Algenwachstum entgegen. Für kleine bis mittelgroße Gartenteiche gibt es effektive Kompaktfilter, größere Fischteiche und insbesondere Koiteiche benötigen leistungsstärkere Reihenfilter, Modulfilter, Beadfilter oder Trommelfilter.
Eine empfehlenswerte nachhaltige Bezugsquelle für Biotopfische, Goldfische, Koi, Speisefische, Muscheln und Besatzfische für Angelteiche ist die Fischzucht Wetterfeld (bei Gießen). In eigenen Naturteichen werden die Tiere vermehrt und aufgezogen. Das Resultat sind gesunde, robuste und an unser Klima angepasste Tiere.
1. Teichfische für kleine bis mittelgroße Gartenteiche
2. Teichfische für große speziell ausgestattete Teiche
1. Teichfische für kleine bis mittelgroße Gartenteiche
Neben freiem Schwimmraum sind Bereiche mit dichter Unterwasservegetation wichtig. Dort findet der Nachwuchs passende Nahrung und kann geschützt aufwachsen. Auch wenn die letzten Winter eher schwächelten, sind mindestens 80 cm Wassertiefe für eine sichere Überwinterung sinnvoll.
• Moderlischen (Leucaspius delineatus)
Länge: ca. 9 cm
Haltung: heimischer Schwarmfisch
Futter: kleine Wassertiere und Teichfischfutter
Verhalten: absolut friedlich – halten sich gerne in der Nähe der Wasseroberfläche auf – laichen im späten Frühjahr, wobei das Männchen Brutpflege betreibt.
Besonderheiten: Moderlieschen vertragen auch höhere Wassertemperaturen – diese Teichfische können sich stark vermehren. In Gewässern mit viel Unterwasserpflanzen und wenig Jagddruck können große Schwärme entstehen. Nimmt der Bestand an Moderlischen deutlich zu, auf keinen fall weiter füttern!
• Bitterling (Rhodeus sericeus amarus)
Länge: ca. 7 cm
Haltung: ab einem kleinen Trupp von ca. 5 Bitterlingen
Verhalten: friedliche heimische Fischart
Futter: Wasserflöhe u.ä. sowie Pflanzenkost stehen auf dem Speiseplan – Flockenfutter wird ebenfalls gerne genommen
Besonderheiten: Bitterlinge vermehren sich mit Hilfe von Teich- und Flussmuscheln – die Eier werden in den Innenraum der lebenden Muschel gelegt und dort befruchtet, die Larven der Teichfische schlüpfen nach wenigen Tagen und die Fischbrut wird nach ca. vier Wochen mit dem Atemwasser der Muschel ausgeatmet. Fisch des Jahres 2008
• Goldfische (Carassius auratus auratus)
Länge: bis zu 30 cm
Haltung: Goldfische sind gesellig, daher sollten mindestens 4 bis 5 Tiere zusammen gepflegt werden
Verhalten: recht verfressene Teichfische, dabei aber absolut friedlich – Goldfische wühlen gerne am Teichboden, was zu Wassertrübung führen kann, ein Teichfilter macht dann Sinn
Futter: tierische und pflanzliche Nahrung – für Goldfische im Aquarium und Gartenteich gibt es extra Futtersorten
Besonderheiten: Sie können sich reichlich vermehren, wobei der Nachwuchs zumindest im ersten Jahr schwarz ist. Bestimmte Farbformen des Goldfisches nennt man Shubunkin. Sie sind nicht nur rot gefärbt sondern können auch orangene, gelbe, weiße, bläuliche und schwarze Farbtöne zeigen. Auch Shubunkin sind ideale Fische für den Gartenteich. Manche Züchtungen sind im Winter etwas kälteempfindlicher als Goldfische.
• Elritze (Phoxinus phoxinus)
Länge: bis zu 10 cm
Haltung: einheimische Art, benötigt sauberes und sauerstoffreiches Wasser – eine Belüftung ist meist sinnvoll – bevorzugt kühlere Wassertemperaturen – Schwarmfisch, mindestens 10 Elritzen zusammen pflegen
Futter: Elritzen fressen gerne pflanzliche Nahrung, aber auch kleinere Wassertiere und Trockenfutter
Verhalten: sehr lebhafte Teichfische, die gerne oberflächennah schwimmen
Besonderheiten: Elritzen können zutraulich werden und lernen schnell wann und wo es Futter gibt.
• Orfe (Leuciscus idus)
Länge: als Teichfische bis zu 45 cm
Haltung: Orfen sind Schwarmfische und sechs Exemplare absolutes Minimum für den Besatz
Verhalten: heimische friedliche Fischart – benötigt viel Platz zum Schwimmen und ist sehr lebhaft – hält sich bevorzugt in der mittleren Wasserschicht auf
Futter: kleine Wassertiere, Flockenfutter und Futtersticks
Besonderheiten: die Farbvarianten dieser Teichfische sollten nicht unerwähnt bleiben: die Goldorfe, die Silberorfe und die Blaue Orfe – werden verschiedene Farbvarianten gemeinsam gepflegt, vermischen sich die Farben bei dem Nachwuchs.
• Schleie (Tinca tinca)
Länge: 30 cm, selten bis zu 50 cm
Haltung: heimische friedliche Teichfische – einzeln oder gruppenweise – die Schleie stellt an die Wasserqualität keine besonderen Ansprüche
Futter: Allesfresser – Schleien gehören zu den wenigen Fischen, die auch Schnecken vertilgen
Verhalten: eine Art, die vor allem am Boden leben und dort intensiv gründeln – dämmerungs- und nachtaktiv, daher sind Schleien tagsüber selten zu sehen
Besonderheiten: es existiert eine Goldfische ähnliche Zuchtvariante der Schleie – die Goldschleie, sowie die dreifarbige Schleie (rot, schwarz und weiß), die an Koi / Goldfische erinnert – Schleien sind geschätzte Speisefische, die schmackhafter als Karpfen sein sollen
2. Teichfische für große speziell ausgestattete Teiche
Diese beiden angeführten Arten lassen sich dauerhaft nicht ohne weiteres in einem „normalen“ Gartenteich pflegen. Sie benötigen Platz, besondere Wasserqualität und intensive Filterung, gerne in Kombination mit einem UV-Klärer.
• Koi (Cyprinus carpio)
Ausführliche Angaben finden Sie unter "Einen Koiteich anlegen".
Länge: ca. 60 bis 80 cm
Haltung: diese Teichfische immer in einer Gruppe pflegen, da es soziale Tiere sind, die Artgenossen benötigen – artgerechte Haltung ausgewachsener Koi ist erst in Teichen ab ca. 20.000 l. und einer Tiefe von mindestens 1,5 m möglich – Koi verschmutzen das Wasser stark – eine leistungsfähige Filteranlage ist unumgänglich – die Farbkarpfen stammen aus Asien und bevorzugen warmes Wasser – 24 °C ist für Koi optimal
Futter: Wassergetier und gerne weiche Unterwasserpflanzen – Koiteiche sind, abgesehen von robusten Arten, meist vegetationsfrei. Dies liegt zum Großteil daran, dass die Karpfen viel wühlen und Pflanzen nicht anwachsen können – zusätzlich hochwertiges Koifutter, damit sie ausreichend Reserven für den langen Winter aufbauen können
Verhalten: friedliche intensiv wühlende Teichfische – gelehrige und charaktervolle Persönlichkeiten
Besonderheiten: kleine Goldfische sehen Koi ähnlich, letztere besitzen aber zwei deutlich sichtbare Barteln am Maul – für spezielle Farbvarianten zahlen Liebhaber ausgesprochen viel Geld – Koi können sehr alt werden
• Sterlet (Acipenser ruthenus)
Länge: 70 bis 80 cm
Haltung: friedliche bewegungsfreudige Tiere für große Teiche – mindestens 1,5 m Wassertiefe – Sterlet sind Störe und benötigen sauerstoffreiches, sauberes möglichst kühles Wasser – eine effektive Filteranlage ist für diese Teichfische unumgänglich. Der Sterlet liebt deutliche Strömung – vermeiden Sie scharfkantigen Bodengrund, damit sich die Sterlet nicht verletzen – sie leben bodennah, durchwühlen den Teichgrund aber nicht – Wurzeln, Felsen und dichte Vegetation am Teichboden schränken die Bewegungsfreiheit dieser Art unnötig ein
Futter: Sterlet fressen alles Kleingetier am Teichboden – der Nahrungsbedarf ist groß – in Gartenteichen ist es notwendig, mit Störfutter zuzufüttern – Störe schwimmen auch schräge Teichwände ab – dann kommen die Tiere bis zur Wasseroberfläche
Verhalten: Sterlet sind Teichfische, die nicht rückwärts schwimmen können – es dürfen keine Fadenalgen im Teich wachsen – die Sterlet könnten sich in den langen Fäden verfangen und nicht wieder freikommen
Besonderheiten: vielfach werden Störe und Koi zusammen gehalten – da Koi warmes Wasser mit ca. 24°C bevorzugen und Störe kühle Wassertemperaturen, raten wir von dieser Vergesellschaftung ab – ältere Störe können handzahm werden – Sterlet erreichen ein Alter von bis zu 20 Jahren.
3. Problematische Teichfische
Aus sehr verschiedenen Gründen sind die folgenden Fische überhaupt nicht oder nur eingeschränkt als Besatz für einen Gartenteich geeignet:
• Graskarpfen (Ctenopharyngodon idella)
„Algenfresser“ – häufig DAS Verkaufsargument. Aber an die Fadenalgen geht diese Art erst, wenn nichts anderes mehr zu fressen da ist. Als reine Pflanzenfresser werden Ihnen die Graskarpfen zuerst alle nur ansatzweise fressbaren Teichpflanzen vertilgen oder auswühlen. Graskarpfen sind Teichfische für richtig große Anlagen, in denen kein Pflanzenwuchs erwünscht ist und trübes Wasser nicht stört. Graskarpfen stammen aus Asien – die Tiere werden bis zu 1 Meter lang. Graskarpfen sind winterhart aber für die Fortpflanzung ist es ihnen in unseren Breiten (noch) zu kalt.
In diesem Zusammenhang möchte ich besonders auf die Probleme, möglichen Folgen und Verbote hinweisen, die durch das Aussetzen von Gartenteichfischen in natürliche Gewässer entstehen können.
• Gemeiner Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus )
Die farbenprächtigen Sonnenbarsche stammen aus Nordamerika. Um die einheimische Fischfauna nicht zu verfälschen, dürfen sie nicht in natürliche Gewässer ausgesetzt werden. Mitlerweile stehen sie auf der Liste der invasiven gebietsfremden Arten und unterliegen einem EU-weiten Handelsverbot. Sie erreichen eine Länge von bis zu 15 cm und ein Pärchen Sonnenbarsche kann reichlich Nachwuchs zeugen. In einem Gartenteich mit vielen Barschen kommt keinerlei Insekten-, Amphibien- und Fischnachwuchs mehr hoch. Lepomis sind räuberische Teichfische, die auch Fischbrut und kleine Fische fressen – größere Fische können von ihnen nicht bewältigt werden und bleiben unbehelligt.
• Dreistacheliger Stichling (Gasterosteus aculeatus)
Diese kleinen heimischen Fischlein als problematisch zu beschreiben, mag auf den ersten Blick überraschen. Wenige Stichlinge in einem Gartenteich sind kein Problem. Leider können sich Stichlinge massenhaft vermehren – mehrere Gelege in einem Jahr sind nicht ungewöhnlich, wobei das Männchen das Revier und Nest extrem aggressiv, auch gegen größere Fische, verteidigt. Stichlinge sind räuberisch lebende Teichfische: Kaulquappen, Fischbrut, Insektenlarven, Wasserflöhe und andere Kleintiere werden von einer größeren Stichlingspopulation vollständig aufgefressen Diese zickigen, aggressiven und extrem räuberischen Fische sind keine Bereicherung für einen Gartenteich!
• Blaubandbärbling (Pseudorasbora parva)
Diese Teichfische wurden aus Asien eingeschleppt und besiedeln mittlerweile viele Gewässer in Europa. Es sind friedliche Karpfenfische, die sich extrem stark vermehren. In warmen Sommern können mehrer Generationen Blaubandbärblinge heranwachsen – auch und gerade im Gartenteich. In einem Jahr erreichen diese Art ihre Endgröße von ca. 7 cm. Die Massenvermehrung der Blaubandbärbling stellt eine große Nahrungskonkurrenz für heimische Teichfische dar. Er darf, genau wie andere Exoten, auf keinen Fall in heimische Gewässer ausgesetzt werden! Es ist daher nicht überraschend, dass dieser Karpfenfisch neuerdings in der Liste der invasiven gebietsfremden Arten auftaucht und somit einem EU-weiten Besitz- und Vermarktungsverbot unterliegt.
• Hecht (Esox lucius)
Einer der größten und gefräßigsten Raubfische in unseren heimischen Seen und großen Flüssen. Ausgewachsene Weibchen können bis zu 1,5 m lang und 30 und mehr Jahre alt werden. Neben Fischen – darunter eigenen Artgenossen – wird alles gefressen, was in das Maul passt: Frösche, Krebse, Wasservögel und kleine Säugetiere.
In der Uferregion bewohnen Hechte als Einzelgänger Reviere. Bevorzugt sind das Schilfgürtel, Seerosenbestände, umgestürzte Bäume oder andere Pflanzen und Objekte, in deren Schutz er auf Beute lauern kann. Als Besatz im Gartenteich ist dieser Räuber absolut ungeeignet, denn er wächst rasant und würde in einem überschaubaren Gewässer alle anderen Fisch und Amphibien bis zur eigenen Körpergröße fressen.
• Flussbarsch (Perca fluviatilis)
Der Flussbarsch ist ein schneller aggressiver Raubfisch. Stimmt das Nahrungsangebot, können diese Teichfische schnell wachsen und bis zu 40 cm Länge erreichen – dabei kann der Flussbarsch Fische, Molche, Frösche etc. fressen, die halb so groß sind wie er selbst.
• Störe
Es existieren ca. 30 Störarten, von denen die meisten teilweise oder ständig im Meer leben. Lediglich der Sterlet kann in größeren geeigneten Teichen gepflegt werden. Für sehr große und tiefe Teiche / Seen, mit sauberem sauerstoffreichem Wasser, kommt noch der Sternhausen (Acipenser stellatus) in Frage. Diese Teichfische erreichen „nur“ eine Länge von 1,5 m. Die übrigen Störe sind für Gartenteiche wegen ihrer Größe absolut ungeeignet – sie werden zwischen 2 und 4 m lang.
Weitere Informationen zur biologischen Vielefalt der Fische finden sich im Fischarten Atlas für Deutschland und Österreich. Die Verbreitung der Arten kann dort sehr präzise abgefragt werden.